London hatte einen Feiertag am Montag und der wird jedes
Jahr mit dem zweitgrössten Karneval dieser Welt zelebriert. Wie beim echten
Karneval sieht man viel Haut, es hat dröhnende Bässe und viel Alkohol. Da wir
für heute noch was anderes geplant hatten, waren wir relativ früh dran (zum
Glück!) und sowohl die Tube wie auch das Fest war noch nicht ganz so
überlaufen. Man kommt nach Notting Hill und der erste Eindruck ist, dass wir im
Krieg sind. Die Gärten sind mit dicken Eisengitter und Fenster und
Haustüren direkt an der Strasse mit Spanplatten verammelt. Gewisse haben
Schilder an ihrer Tür, dass man für 1 oder 2 Pfund die Toilette benützen darf,
andere sind offenbar ausgezogen. Und überall im Fest sieht man Polizisten stehen,
immer in Gruppen und meistens Schwarz und Weiss gemischt, wegen dem
Konfliktpotenzial.
Überall raucht es aus Essenständen, man hört das Summen von dieselgetriebenen Stromgeneratoren und sieht halb aufgeschittene Fässer,
die als Grill umfunktioniert wurden. Darauf stark rauchend Hühnchen und
Maiskolben soweit das Auge reicht. Überall werden die jamaikanischen Gerichte
angeboten Jerky Chicken, Goat Curry, Patties und Pastries. Also verrücktes
Huhn, Geissencurry, irgendein Gemüse (meine Vermutung war Süsskartoffeln) und
gefüllte Teigtäschen mit Rind oder Huhn. Daneben die frischen Kokosnüsse, bei
denen mit der Machete der Kopf abgehauen wird und zwei Strohhalme reinkommen
und Red Stripe Bier, das jamaikanische Bier. Die Essensstände wechseln sich ab
mit Musikanlagen, die komplett jegliche Schallgrenze ignorierend entweder
Bandmusik spielen oder einen DJ am Pult haben. Zum Glück hatte ich meine
Ohropax dabei, sonst wäre ich wahrscheinlich versucht gewesen bereits nach
einer halben Stunde wieder nach Hause zu gehen. Die Besucher sind mehrheitlich
dunkelhäutig, jung und bereits um zwölf Uhr mittags schon sehr gut beieinander.
Wir kurvten von Stand zu Stand und machten uns auf den Weg
zum Umzug, der in einem grosszügigen Kreis um das Festgelände rumkurvte und
natürlich die berühmte Portobello Road heraufkommt. Wie an der Streetparade
kommen Trucks mit Musikanalgen und dahinter die leichtbekleideten Tänzerinnen,
wobei man auch sehr viele bleiche Engländerinnen in diesen Röckchen sieht. Viele
Leute laufen mit den Wagen mit und trinken und tanzen. Es gibt viel zu schauen
und die Anwohner an der Portobello Road tanzen auf Balkonen und trinken ihr
Bierchen im Fenster.
Später musste ich dann die kulinarischen Leckereien
probieren und ich versuchte eines dieser „verrückten Hühner“, das wie in China
einfach mal quadratisch in Stüce gehackt wird. Das Huhn war wie erwartet mit
gutem Raucharoma versehen und die Sauce dazu schaaaarrrfffff!!!! Pfffüh,
braucht man da ein Bier um zu löschen. Maiskolben gegrillt ist immer gut und
lecker....
Nachdem wir ein paar weiter ohrenbetäubende DJ’s angehört
hatten, machten wir uns auf den Weg in die Royal Albert Hall, nachdem wir noch
ein weiteres Phänomen der Bassjunkies beobachtet hatten. Vor all diesen überdimensionierten
Musikanlagen stehen immer 2-3 Personen ganz still in sich versunken und lassen
sich beschallen udn be-vibrieren von der Musik. Ich weiss nicht was das für
einen Kick gibt, aber muss besser als jede Droge wirken. Mich hat es teilweise
samt Ohropax weggefegt... aber na ja, jedem seine Insel oder seine Droge, oder
wie auch immer das heisst. :-)
Unser Weg zur Royal Albert Hall um vier war etwas „crowded“
wie der Engländer sagt. Oder in deutsch, es hatte einfach wahnsinnig viele
Leute und alle strömten zum Festival, während wir vom Festival weg zu gehen
versuchten und uns dann in den Hyde Park retteten, der auf dem
Piratenkinderspielplatz ein ähnliches Bild zeigte wie das Festival.... Leute
überall. Aber an so einem schönen sonnigen Tag hätte es mich auch verwundert,
wenn nicht halb London draussen sitzen würde. :-)
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