Von Waterloo kann man einen Zug nehmen, der uns in die Zone 6, nach Hampton Court rausbefördert. Allerdings ist Ticket lösen schon ein kleines Abenteuer, denn es gibt 4 unterschiedliche Tarife mit einer Preisspanne von 6 -26 Pfund.... die günstigste Lösung ist einfach mit Oyster Card zu reisen, man ist ja noch in London und dann nimmt es einfach die 6 Pfund Maximumbetrag für hin und zurück.
Mit anderen Touristen, Vorfreude und Fotokamera bewaffnet kamen wir an diesem kleinen Bahnhof an und wurden auch in fast fehlerfreiem Deutsch Richtung Schloss geschleust.
Das Schlossareal ist riesig aber auch sehr verwinkelt. Was zuerst auffällt sind hunderte von Schornsteinen... man sieht das englische Wetter war wohl auch hier Thema und jedes Zimmer wurde mit einem Feuer separat beheizt und brauchte einen Kamin.
Uns hat es zunächst in die Küche gespühlt und wir bestaunten eine riesige Feuerstelle, wo die unzähligen Rehe, Schweine und anderen Tiere gebraten wurden. Es gab eine richtige Kochstelle, wo man nebeneinander in verschiedenen Töpfen kochen konnte. Gleich darauf folgt ein Weinkeller, wo der saure englische Wein gelagert wurde.
Gleich danach stolpert man über die königliche Hofkapelle, die integriert im Palast ist. Allein die prächtige Decke ist absolut sehenswert. Es ist alles in dunklem blau und gold gehalten und 32 Mal findet man den Wahlspruch von Henry VIII - Dieu et mon Droit (Gott und mein Recht), was Henry's Überzeugung, dass er und die Tudor Dynastie von Gott auf Erden eingesetzt sei, unterstreicht. Intressant, wenn man bedenkt, dass Henry, sich ja mit dem Papst zerstritten hat und gleich eine eigene Church of England gründete, als es ihm nicht mehr passte. Es werden hier regelmässig Gottesdienste der anglikanischen Kirche durchgeführt. Beeindruckend ist die Königsloge, wo man jetzt eine Nachbildung von Henry's Krone bestaunen kann. Die Engländer werden an dieser Stelle immer ganz ehrfürchtig... für Nationen ohne Königsdynastien ist das manchmal etwas schwer nachvollziehbar... Dies hat sich auch beim Hype um die aktuelle Prinzengeburt gezeigt und so ganz verstanden hab ich die Begeisterung nicht.
Nach der Kapelle geht es weiter von Vorhof zu Hof und schliesslich hinten hinaus in die Gärten, die wirklich ein Highlight sind. Es gibt einen Brunnengarten, wo dreieckige Bäume neben grossen Teichen stehen. Die Teiche sind komplett grün, da von Algen befallen und riechen nicht sehr gut... man kann sich aber vorstellen wie das mal gedacht war. Das grössere Highlight ist der Privy Garden, wo eine Art barocker Garten gestaltet wurde, allerdings ist er verspielter und mit viel mehr Blumen... englisch verspielt eben. Dieser Garten ist wirklich sehenswert und lädt zum spazieren ein. Danach bogen wir zur Orangerie ab, die weitere gut geschützte Gärten und alles von Aloe Vera bis zum Zitronenbäumchen zeigt. Highlight für Engländer ist ein Gewächshaus, das eine grosse alte Rebe beinhaltet, mit Tafeltrauben für den königlichen Tisch. Diese Rebe ist immer noch gehegt und gepflegt und trägt Früchte, allerdings immer noch indoor. Die Orangerie kann man leider nur von aussen begutachten, ist aber riesig. Nach gut zwei Stunden staunen und Geläuf erfrischten wir uns dann in einem internen Kaffee und beschlossen, die Gemächer von Henry VIII anzuschauen.
Eine richtige Entscheidung... sein Saal wo er mit dem Hofstaat dinnierte und die weiteren offiziellen Säle sind beeinruckend. Was aufällt ist ein grosser Unterschied zu Schlösser auf dem Kontinent, wenn man sich Versaille, Schönbrunn oder Charlottenburg anschaut, sieht man immer viel Kunst an den Wänden oder ganze Bildersammlungen, die schon allein ein Museum Wert wären. Das ist in Hampton Court anders, es hat zwar schöne Wandbehänge, aber es ist mehr das Gebäude, die Decken und vielleicht noch die Lebensweise der alten Könige im Vordergrund. Es sieht immer so aus, als ob die Paläste andersweitig genutzt wurden und dann wieder in die alte Weise zurückgetrimmt wurden. Einfach anders...aber eigentlich nicht verkehrt.
Nach einer weiteren Ausstellungen über königliche "Betten" hatten wir genug Schloss und Kultur für den Moment und haben uns bei einem Eis im Garten erholt. Danach wollten wir uns "the Maze" anschauen, das Labyrinth. Auf dem Weg dorthin, kamen wir an der Tennishalle vorbei, wo das alte Tennisspiel gespielt wird. Es ist mehr eine Art Squash, wo man die Wände im Spiel einbezieht und ziemlich heftig auf den Ball einhämmert, aber immerhin ist mir jetzt die Verbindung von England zu Tennis klar. Das Labyrinth entpuppte sich als 2 Meter hohe Hecken und wir irrten etwa 15 Minuten darin herum, ohne wirklich die Mitte zu finden oder einen Ausgang zu finden, bis wir den Weg zum Eingang wieder fanden. Mit ziemlich unterschiedlichen Auffassungen ob "the maze" jetzt doof oder cool ist, fanden wir uns am Eingang wieder und wackelten Richtung Ausgang. Natürlich nicht ohne noch im Shop rumzustöbern und sich über all die komischen Plastikspielzeuge zu wundern. Wir schlenderten zurück zum Bahnhof und fuhren nach Waterloo. In Waterloo flohen wir an die Themse wo wir den Abend bei einem grossen Glas Pimms in einer herrlichen Abendstimmung ausklingen liessen.
Fazit, nach unserem Hampton Court Ausflug: Es ist sehenswert und ein schöner Tagesausflug für alle Schlossfans und Henry VIII Fans. Das wirkliche Highlight waren für mich aber die Gärten - wieder einmal. Und wissend, dass die gleiche Unternehmung auch den Tower of London betreibt, habe ich das gleiche Fazit wie schon beim Tower of London (von dem ich masslos enttäuscht war...) - man könnte mehr draus machen....
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