Heute führte mich meine Spazierroute an einem der unzähligen Kanäle in London entlang. Dieses Mal in der Region, wo sie für Olympia im letzten Jahr die neuen Stadien errichtet haben und jetzt wieder versuchen einiges "rück" zu bauen. So fühlt es sich auch an, man wandert an einer riesigen Baustelle entlang. Aber von vorne.
Seit letzter Woche bin ich stolzer Besitzer eines Buches über die London Waterways, wo Spaziergänge drin beschrieben sind. Das geht von Spaziergängen an der Themse, bis zu dem kleinsten Kanal irgendwo in Hinterpfundigen, aber alles in und um London.
Heute habe ich mir beim englischen Frühstück einen Spaziergang rausgesucht und bin da hin. Schon das, da hin fahren war etwas abenteuerlich, denn ich musste nach Bromley-by-Bow, im Nordosten von London. An der Liverpool Station erwischte ich prompt die falsche U-Bahn und musste von der nächsten Station zurück fahren. Die U-Bahn war mit etwas anderem angeschrieben, als sie tatsächlich fuhr.
Na ja, irgendwann habe ich Bromley-by-Bow erreicht und beim aussteigen habe mir gedacht, o-oh.... man fällt fast auf eine Schnellstrasse, wen man zur U-Bahn rauskommt und vis-a-vis hat es eine Müllsortierungsanlage und ein Industriequartier, dass vor sich hin zerfällt. Kein guter Anfang...
Nach ein paar hunder Metern und um einen Supermarkt herum, gelangte ich auf die Three Mills Island, mitten in ein historisches Quartier. Schon viel besser! Man sieht noch zwei Mühlen, die übrig geblieben sind, von vielen Mühlen die die Bow Back Rivers benützt haben, Flüsse die mit Flut und Ebbe mitgehen und Salzwasser führen. Diese Flüsse müssen früher abartig gestunken haben, da sämtliche Industrieabfälle ungereinigt darin entsorgt wurden, als sich die Industrialisierung hier ausbreitete und die Mühlen verdrängte. Bootsmänner, denen es schlecht wurde von den Gerüchen und die ins Wasser fielen starben ebenso, wie die Männer die sie retten wollten. Zum Glück ist das heute nicht mehr so!
Gleich neben den Mühlen sind riesige Filmstudios, die natürlich mit hohen Zäunen umgeben sind. Gleich hinter den Mühlen kommt man in einen neuen Park, der an einen Parkplatz erinnert und tatsächlich, hier wollte ein findiger Geschäftsmann eine Umladestation bauen, so das man während Olympia und später, Lastwagenfracht auf die Kanäle von London umladen könnte und somit den CO2 Ausstoss deutlich verringern. Die riesige Zuffahrt wurde gebaut und der Kiesplatz, als Warteraum für die Brummis auch, nur führt der Kanal zu wenig Wasser und der Transport auf der Strasse ist nach wie vor zu billig und einfach und die Wirtschaftskrise tat ihr übriges. Somit wurde nie ein Stück Fracht hier umgeladen. Schade, war doch eine intelligente Idee. Heute ist das Gelände ein Park mit Kinderspielplatz und einfach eine grünen Wiese...
Ich folgte dem Three Mills Wall River weiter und sah in der Ferne Olympiastadium mit dem komischen Turm und neue Hochhäuser. Als ich näher kam, wurde ich umgeleitet, mitten durch riesige Baustellen hindurch, wo sie nun wieder die Sachen von Olympia abbauen, umbauen oder umnutzen. Das Gelände ist gigantisch. Es hat riesige Strassen, Brücken und Zuffahrten, die einfach auffhören, in der Luft hängen oder umfunktioniert wurden und ins Leere laufen. Alles natürlich überdimensioniert, wie die DLR Station. Mein Weg führte mich am Stadion vorbei und dann endlich wieder an einen Kanal, der "Lee Navigation" heisst. Dort trifft man Hausboote, Velofahrer und Angler.
Der Kanal ist relativ breit und fliesst kaum, so dass sich Seerosen ungehindert ausbreiten können.
Der Weg führt durch teils nigelnagelneue Gebiete, die sicher im Zuge von Olympia entstanden sind und durch teils noch stehen gelassene Hallen und Docks, die rege alternativ benutzt werden. Die Leute erobern sich die Kanalufer wieder zurück und es gibt Kaffees, Bars und kleinere Werkstätten am Ufer. Aber auf der anderen Seite hat es riesige Lagerhallen, die komplett leer stehen und von bösen Hunden und Männern in Uniform bewacht werden, was nicht sehr vertrauenserweckend aussieht.
Bei der Margate Bridge in Homerton tauchte ich aus dem Kanal auf und suchte mir einen Bus, der mich an eine vernünftige U-Bahn Station brachte. An der Busstation wartete ich geschlagene fünfzehn Minuten mit all den dunkelhäutigen Mamas auf einen Bus, der Richtung Stratford fuhr. Leider war zwei Stationen weiter Buschauffeurwechsel angesagt, das ging natürlich wieder eine Vierstelstunde und was kollektives Geseufze im Bus auslöste. Aber zum Glück ist ja Sonntag und niemand hat es eilig... mit stoischer Geduld, schaffte ich es schliesslich bis nach Leyton, wo ich endlich ein U-Bahn Schild fand.
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