
Am Donnerstag ging es auf nach
Liverpool!
Da sich die S-Bahn von Hoylake geradezu anbot, nahmen wir sie natürlich auch und
landeten in einer halben Stunde mitten in Liverpool. Mein Bild im Kopf
von Liverpool war geprägt von gewissen Schlagwörtern, die man so im
Laufe eines Lebens aufschnappt: hässlich, komisches Englisch, Docks,
Hooligans, Beatles, Aufstände und herntergekommen. Aber gewusst habe ich
eigentlich gar nichts über die Stadt. Wir wurden an der James Street
Station aus der Metro gespühlt und der erste Eindruck bestätigte ein
Vorurteil ziemlich schnell. Hässlich! Liverpool hat viel Platz und
Strassenfluchten die ein wenig an amerikanische Grossstädte erinnern.
Dazwischen hat es so hässliche klobige Bauten von Anfangs 1900 die alles
dominieren und die als Wahrzeichen bezeichnet werden.



Wir gingen
Richtung Wasser und schauten uns das neue Pier an, wo wir auch ein
Liverpool Museum fanden. Da drin gingen uns einige Kronleuchter auf.
Diese Stadt ist ja unglaublich, die erfindet sich ständig neu. Wenn man
die Docks von früher anschaut, glaubt man es kaum wie gross dieser Hafen
war und man kann sich vorstellen wie diese Stadt aus allen Nähten
platzte. Gross geworden durch den Sklavenhandel (Sklaven von Afrika nach
Amerika und Baumwolle oder anderes nach Liverpool transportiert) und
die englische Industrialisierung, muss diese Stadt neben London noch ein
ganz anderes Kaliber gewesen sein. Tausende Emigranten reisten über
Liverpool nach Amerika und Anfang 19tes Jahrhundert ging etwas 40% des
Welthandels über diesen Hafen. Um mit all dem Schritt zu halten wurde
relativ unzimperlich Städtebau betrieben und rigoros niedergerissen was
im Weg stand und ausgeweitet oder umgebaut, so wie man es brauchte. Und
das machen sie heute noch.

Wir haben Modelle von Stadtteilen gesehen, wo
im Jahr 2000 Einfamilienhäuschen standen und im Jahr 2009 bis auf die
Kirche nix mehr davon zu erkennen war, sogar die Verkehrsführung wird
optimiert. Vergleichbares haben wir nur in China gesehen. Sehr
beeindruckend auch diverse neue Glaspaläste und umgebaute Docks.
Aber
auch hier, die Stadt ist nicht voll und brummt auch nicht, wie London
und praktisch jedes dritte Haus ist ein eindrücklicher Zeitzeuge, der
vor sich hin verfällt.
Wir genossen den sonnigen Tag (ja mit "a
little breeze") und schlenderten durch das Albert Dock, das ein
vollständig erhaltenes und nun auch geschütztes Dock zeigt, liessen uns
die Beatles in einer Kellerausstellung näherbringe und drehten eine
Runde mit dem Riesenrad, das übrigens aus dem Appenzell kommt. (Mehr dazu hier:
Benno in Freienbach)

Dann
wurde ich den Hügel raufgeschleppt und wir besuchten die
überdimensionierte Kathedrale, die ein wirklich Grössenwahnsinniger
geplant hat und mit der ich mich so gar nicht anfreunden konnte und wo
ich im Kircheninternen Kaffee bei einem Sandwich Trost fand während
Benno den Kirchturm erklomm. Wir schlenderten durch ein
heruntergekommenes Chinatown und zurück in die Stadt und liessen uns in
die grosse neue Einkaufszone schwemmen, wo man völlig windgeschützt
einkaufen kann und wo wir uns einen Krug Pimms zum Apero gönnten.
Zufrieden und völlig auf dem Hund (zumindest ich), ruckelten wir danach
zurück nach Hoylake ins Hotel. Liverpool ist auf jeden Fall mal eine
Reise wert, wenn man spezielle Städte mag. Obwohl potthässlich doch sehr
sympathisch und auf jeden Fall ein kreativer Hotspot. Und Liverpool
Englisch ist übrigens etwas schwerer verständlich, mal nett ausgedrückt,
aber die Leute machen einen sehr freundlichen Eindruck und es scheint,
dass sie mit Leben und Leben lassen nicht so viel Mühe haben wie andere.

Mit
einer langen Fahrt nach London am nächsten Tag, endete unsere Woche
England. Mein Fazit: ich finde das Land überraschend und teilweise
gigantisch schön - ich will mehr davon! Und übrigens, wir hatten in
dieser Woche 20 Minuten Regen, - es geht doch mit der Sonne und der
"little breeze"!
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