Wir gingen Richtung Wasser und schauten uns das neue Pier an, wo wir auch ein Liverpool Museum fanden. Da drin gingen uns einige Kronleuchter auf. Diese Stadt ist ja unglaublich, die erfindet sich ständig neu. Wenn man die Docks von früher anschaut, glaubt man es kaum wie gross dieser Hafen war und man kann sich vorstellen wie diese Stadt aus allen Nähten platzte. Gross geworden durch den Sklavenhandel (Sklaven von Afrika nach Amerika und Baumwolle oder anderes nach Liverpool transportiert) und die englische Industrialisierung, muss diese Stadt neben London noch ein ganz anderes Kaliber gewesen sein. Tausende Emigranten reisten über Liverpool nach Amerika und Anfang 19tes Jahrhundert ging etwas 40% des Welthandels über diesen Hafen. Um mit all dem Schritt zu halten wurde relativ unzimperlich Städtebau betrieben und rigoros niedergerissen was im Weg stand und ausgeweitet oder umgebaut, so wie man es brauchte. Und das machen sie heute noch.
Wir haben Modelle von Stadtteilen gesehen, wo im Jahr 2000 Einfamilienhäuschen standen und im Jahr 2009 bis auf die Kirche nix mehr davon zu erkennen war, sogar die Verkehrsführung wird optimiert. Vergleichbares haben wir nur in China gesehen. Sehr beeindruckend auch diverse neue Glaspaläste und umgebaute Docks.
Aber auch hier, die Stadt ist nicht voll und brummt auch nicht, wie London und praktisch jedes dritte Haus ist ein eindrücklicher Zeitzeuge, der vor sich hin verfällt.
Wir genossen den sonnigen Tag (ja mit "a little breeze") und schlenderten durch das Albert Dock, das ein vollständig erhaltenes und nun auch geschütztes Dock zeigt, liessen uns die Beatles in einer Kellerausstellung näherbringe und drehten eine Runde mit dem Riesenrad, das übrigens aus dem Appenzell kommt. (Mehr dazu hier: Benno in Freienbach)
Dann wurde ich den Hügel raufgeschleppt und wir besuchten die überdimensionierte Kathedrale, die ein wirklich Grössenwahnsinniger geplant hat und mit der ich mich so gar nicht anfreunden konnte und wo ich im Kircheninternen Kaffee bei einem Sandwich Trost fand während Benno den Kirchturm erklomm. Wir schlenderten durch ein heruntergekommenes Chinatown und zurück in die Stadt und liessen uns in die grosse neue Einkaufszone schwemmen, wo man völlig windgeschützt einkaufen kann und wo wir uns einen Krug Pimms zum Apero gönnten. Zufrieden und völlig auf dem Hund (zumindest ich), ruckelten wir danach zurück nach Hoylake ins Hotel. Liverpool ist auf jeden Fall mal eine Reise wert, wenn man spezielle Städte mag. Obwohl potthässlich doch sehr sympathisch und auf jeden Fall ein kreativer Hotspot. Und Liverpool Englisch ist übrigens etwas schwerer verständlich, mal nett ausgedrückt, aber die Leute machen einen sehr freundlichen Eindruck und es scheint, dass sie mit Leben und Leben lassen nicht so viel Mühe haben wie andere.
Mit einer langen Fahrt nach London am nächsten Tag, endete unsere Woche England. Mein Fazit: ich finde das Land überraschend und teilweise gigantisch schön - ich will mehr davon! Und übrigens, wir hatten in dieser Woche 20 Minuten Regen, - es geht doch mit der Sonne und der "little breeze"!
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