Mittwoch, 12. Juni 2013
Englische Ferien V - Hanburry Hall - Shugborough - Hoylake
Unsere letzte Destination unserer Reise führte uns weiter nach Norden. Auf einer Autobahn, die nur so von Lastwagen strotzt und bei der man auch nachmittags um zwei im Stau steht, fuhren wir Richtung Liverpool.
Nicht ohne ein Schloss und Herrenhaus zu besuchen, diesmal Hanburry Hall and Garden. Wir wurden sehr freundlich gleich zu einer Führung eingeladen zum Thema, wie man so ein Haus pflegt und sicher stellt, dass die wertvollen Möbel und Bilder nicht kaputt gehen. Der Problemkatalog geht von gewöhnlichem Hausstaub über zu viele Touristen, die zu viel Schwingungen auf der Treppe verursachen und das Wandgemälde zerstören, zu Sonnenschein bis zu gewöhnlichen Motten. Etwas amüsiert hat es mich schon, als die ganze Gruppe gaffend und staunend vor einer Mottenfalle stand, aber interessant war es trotzdem.
Später spazierten wir durch Garten, Orangerie und staunten nicht schlecht über den Eisschrank, der dem Hausherrn jederzeit Eiswürfel garantierte, was einfach ein metertiefes Loch im Boden war und im Winter mit Schnee zugeschaufelt wurde.
Erholt setzten wir unsere Reise gegen Norden fort. Der Verkehr wurde im Dreieck Manchester - Liverpool - Birmingham mörderisch. Darum flüchteten wir vor einem Stau auf das nächste "National Trust" Gut.
Shugborough Estate, eine gigantisch grosse Anlage und komplett erhalten mit Mansion House, Dienerquartier, Bauernhof und Garten und war in Besitz eines Earl Patrick Lichfield, der einer der berühmtesten britischen Fotografen war und der älteren Generation offenbar ein Begriff ist. Wir waren etwas enttäuscht von diesem Haus, da es für die ganz grossen Massen ausgerichtet ist und dementsprechend wenig freundlich. Das Haus zeugt von einem Grössenwahnsinn, der einfach nur protzig wirkt und der Teil der zuletzt vom Earl benutzt wurde ist in einem grässlichen 60er oder 70er Jahre Stil umgebaut um ihn irgendwie wohlich zu machen.
Da hilft auch die Fotoausstellung mit speziellen Bildern nicht viel. Wir fühlten uns abgefertigt und der Garten war enttäuschend im Gegensatz zu was wir vorher gesehen und erlebt haben. Aber etwas Gutes fanden wir doch noch. Benno fand endlich seinen Wollenknäuel von Schaf, den er endlich fotografieren konnte und der sich nun in meine Schafherde einreiht, die brav in Freienbach auf mich wartet. Warum ich eine Leidenschaft für Plüschschafe (aber nicht jedes, nur die mit dem richtigen Gesichtsausdruck) und Schaffotografien (auch nur die eigenen) entwickelt habe, ist selbst mir ein Rätsel. Angefangen hat alles mit meinem Neuseelandsommer, wo mein Meisterfoto halt blöderweise ein Schaf zum Motiv hatte. Das setzte sich dann mit einem Riesenplüschschaf fort, das ich von Benno geschenkt bekam und deswegen ich ihm fast die Liebe gekündigt hätte (es kam zu spät!) und ging bis zu Glenkill, dem Schafskrimi von Leonie Swan, mein Lieblingshörbuch und Einschlafhilfe (ich hatte 3 Jahre bis ich das ganze Buch wirklich mal gehört hatte). Jedenfalls gibt es jetzt auch ein Englisches in meiner Sammlung.
Nach diesem Ausflug entschieden wir uns durchzufahren bis nach Hoylake, circa eine halbe Stunde westlich von Liverpool. Hoylake erwies sich als ausserordentlicher Glücksfall, ein kleines Städtchen mit einer Handvoll Restaurants, ein riesiger Strand, ein Gemeindegolfplatz und ein Bahnhof mit einer S-Bahn nach Liverpool. Am Abend latschten wir beim einzigen Thailänder zum Essen rein und wurden extrem höflich und zurückhaltend ausgefragt, da natürlich sofort klar war, dass wir nicht von hier waren und wurden überrascht von einer thailändischen Küche, die genial war. Ich habe lange nicht mehr so gut gegessen. Zufrieden und mit Kugelbauch fielen wir ins Bett und schliefen wie die Steine, so ruhig war es da.
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