Uns hat die Burg jedenfalls gefallen und die Stadt mit der modernen Fussgängerzone (!) und dem Markt beeindruckt. Schweren Herzens nahmen wir Abschied von unseren Freunden Ariella und Mike, die sich aufmachten nach Bath ins Thermalbad und zum ersten "Schwiegerelternbesuch".
Um mehr von Wales zu sehen, habe ich mir auf der Karte mit weiblicher Intuition (also wegen dem schönen Namen) einen Ort ausgesucht, wo ich Benno hin navigiert habe, auf der Suche nach Meer und Strand. Wir fanden uns in Port Talbot wieder und das hat mich schwer beeindruckt. Mit der Autobahn fähr man bequem hin und das erste, dass mir auffiel, waren relativ karge Hügel und rauchende Schlote. Eine Industriezone, die wir uns als naive Schweizer nicht vorstellen können, breitet sich am Meer aus mit alten Fabrikanlagen, rauchenden Schloten und sehr hässlichen Metallgebäuden. So richtig wie auf den alten Bildern, wenn an der Uni von Adam Smith und seinem Kapitalismus die Rede war. Und das ist nicht nur eine kleine Industrie am Rande einer Stadt, sondern ein Gebiet, vielleicht so gross wie Winterthur. Daneben, aber wirklich gleich daneben, fanden wir den Ort Port Talbot, wo sich alles um das grosse Einkaufszentrum, den Tesco dreht und wo wir ein so richtig hässliches England fanden, mit Reihenhäuschen in diesem kargen englischen Stil, ohne Charme und ohne gar nichts, mit dreckigen, heruntergekommenen Hinterhöfen und schäbigen Pups dazwischen. So richtig trostlos.
Bevor wir zurück nach Cardiff fuhren, folgten wir noch einmal den Spuren des "National Trusts" und fuhren zum Aberdulais Tin Works and Waterfall. Das ist ein Wasserfall ein bisschen vom Küstengebiet entfernt, der schon früh als Antrieb für eine Mühle benutzt wurde und auch von Turner gemalt wurde. Später haben sie hier eine Verzinkungsanlage eingesetzt, angetrieben durch ein gigantisches eisernes Mühlerad, das man bestaunen kann und das heute Strom produziert.
Ein kleiner Film bringt die Geschichte von Aberdulais näher und zeigt wie die Verzinkung damals funktionierte und wie mit Hilfe von Kinderarbeit und Ausbeutung jemand sehr reich wurde. Die hatten ganz eigene T-Shirts für die Fabrikarbeiter kreiert, die so ungefähr am Bauchnabel endeten, so dass kein Zipfel in die rollenden Walzen, die das heisse Metall platt walzten (angetrieben durch das Mühlerad) kommen konnte. Fasziniert turnten wir in den Ruinen herum und waren froh nach dem Strand und Sonnenschein, nahe bei Wasser und dem Schatten von Felsen zu sein, so dass wir uns etwas abkühlen konnten. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich von englischer Geschichte aber genau gar nichts weiss.. kein Wunder, wir wurden ja mit deutschen Geschichtsbüchern getrimmt... :-)
Am Abend inspizierten wir den Hafen von Cardiff und stolperten über die gigantische Konzerthalle und das beeindruckende Vergnügungsviertel mit vielen Restaurants, dass dank des schönen Wetters auch sehr gut besucht war.
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