Sonntag, 24. Februar 2013

Eine ganz normale englische Arbeitswoche

Eine Arbeitswoche fühlt sich in London ziemlich anders an als in der Schweiz. Am Montag hab ich normalerweise um 9:30 mein Team zusammen und die Hälfte ist mit Frühstück oder sich Aufregen über die lausige Tube - Verbindung beschäftigt. Dann geht es los, voll seriös will Montag und Dienstag möglichst alles erledigt sein. Es wird gefordert, erledigt und zusammen geschissen, falls was schief läuft. Für nicht PwC Mitarbeiter versucht man bis jeweils 17:30 möglichst alles zu erledigen, PwC Mitarbeiter sind momentan normalerweise länger dabei, manchmal auch bis um 1:00 morgens, was dann mit 9:30 am nächsten Morgen wieder irgendwie geht, aber trotzdem unschön ist.

Am Mittwoch kommen die ersten Fragen zu Wochenendplänen und das Bier nach der Arbeit für Donnerstag oder Freitag muss unbedingt jetzt in den Terminkalender. Eine kleine Unruhe und Vorfreude auf das Wochenende macht sich breit.
Donnerstag sichtet man die ersten Hangovers im Büro von Leuten die bereits am Mittwoch etwas zu viel Gas gegeben haben. Aber Donnerstag ist in der Regel effizient, nur die Stimmung lockert sich und es kommen auch nicht mehr ganz so viele "dringende" Anfragen wie sonst. Donnerstag Abend wird meist mit einem Bierchen begossen, bei vielen ist es auch nur ein Einzelnes und man geht zu einer vernünftigen Zeit nach Hause. Vor allem in der City sind versteckte Ecken wie der Leadenhall Market oder andere "Ausgangszonen" komplett überlaufen, es stehen bis zu 100 Personen ausserhalb eines Pubs und unterhalten sich und haben Spass. Kleines Detail: bei den Donnerstagabendbierchen sieht man fast ausschliesslich Männer. Eventuell sind die Temperaturen zu kalt oder die Damen haben was besseres vor wie Fitnessstudio....

Über den Freitag wundere ich mich regelmässig. Ich versuche brav irgendwo zwischen 8:00 und 8:30 im Büro einzulaufen und meistens herrscht so wohl auf der Strasse als auch im Büro gähnende Leere. Die Leute trudeln in der Regel spät ein, völlig entspannt, sei es durch den Alkohol vom Vorabend oder durch die Tatsache dass Freitag ist. Alkoholfahnen auf Kunden- und auf unserer Seite sind völlig akzeptabel. Den Tag übersteht man und wenn es gar nicht geht, werden Gespräche angefangen, die man sonst so im Büro nicht wirklich führt. Wochenendpläne werden getauscht und man unterhält sich, wie anstrengend diese Woche wieder war bevor man möglichst früh sich verabschiedet. Wir haben unser Teamfrühstück auf Freitag Morgen verlegt, weil wir so die Leute motivieren können zu einer vernüftigen Zeit aufzutauchen und man den "gesprächigen" Hype so auch ein wenig kanalisieren kann.

Ein englisches Team am Freitagabend zur Mehrarbeit zu zwingen, ist wie wenn man in der Schweiz die Leute verdonnern würde, an Weihnachten zu arbeiten. Das geht gar nicht. Lieber kommen sie am Samstag oder Sonntag noch einmal rein und erledigen, was immer es zu erledigen gibt. Freitag Abend ist heilig und bei vielen ab Punkt 17:30. Auch hier richtet man gerne ein Pint ein, bevor man nach Hause zu Frau und Kind oder zum Abendprogramm übergeht oder gleich beim Pint hängen bleibt. Ich mag die Freitage, da die Stimmung sich jedesmal wie Vorfreude auf Ferien anfühlt und das ganze Team konzentriert ist, aber nicht mehr alles so ernst nimmt. 

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