Donnerstag, 14. Februar 2013

Die Scherbe

Genauso wie die Gurke (the Gherkin) ist auch die Scherbe (the Shard) in London Hass- und Liebesobjekt zugleich. London ist sowieso eine Spielwiese für überzogene Architektenseelen und so passt nichts zusammen und es gibt solche Aussreisser wie die oben genannten. Bei der Gurke hat halb London gelacht, da eine gewisse Ähnlichkeit zum männlichen Geschlechtsteil nicht von der Hand zu weisen ist.
Beim Shard gehen die Meinungen einfach auseinander, manche finden ihn potthässlich, andere sind total begeistert von der Eleganz und dem Design. Ich kann mich nicht entschieden, er dient mir in erster Linie als guter Orientierungspunkt in dieser Stadt, denn ich wohne nicht weit weg davon und da er komplett alleine auf der Südseite steht, ist er immer gut sichtbar.
Im Vorgängergebäude in der Nähe, habe ich im 2007 gearbeitet, daher war ich schon erstaunt, dass da, wo vorher ein hässliches Hochaus stand jetzt Design ausgebrochen ist. Und das zudem auf der Südseite der Themse und im Southwark Council, wo in den 90er Jahren noch Strassenkämpfe tobten und Gangs herrschten.
Mit 310 Meter war die Scherbe von Juli bis Oktober 2012 das höchste Gebäude Europas, bevor Moskau mit seinem Mercury City Tower mit 338m wieder die Führung übernahm. Wir reden da von Kindergarten, wenn man nach Dubai guckt, wo der Burj Khalifa mit 828m steht. Ich war nur einmal höher als der Shard, als wir in Shanghai das Shanghai World Financial Centre besuchten (429m) und mir auf dem Flaschenöffner, so wie ich ihn nenne, auf der gläsernen Aussichtsplattform speiübel wurde.

Aber zurück zur Scherbe. Bereits Anfang der 90er Jahre gab es Pläne. Der ursprüngliche Entwurf sah einen über 400 Meter hohen Wolkenkratzer in Zylinderform vor, der das dritthöchste Hochhaus der Welt sein sollte. Der Entwurf stiess in Öffentlichkeit und bei den zuständigen Behörden auf wenig Gegenliebe. Schließlich wurde der Architekt Renzo Piano mit einem neuen Entwurf beauftragt. Dieser sah nun ein 310 Meter hohes, pyramidenförmiges Gebäude vor. Es hagelte Kritik und Proteste. Ende 2003 erteilten die Behörden die Baugenehmigung. Es gab Probleme und Verzögerungen beim Abbruch und Kauf der umliegenden Gebäude. Weitere Verzögerungen ergaben sich durch das Abspringen sämtlicher Investoren aufgrund der weltweiten Finanzkrise und verschoben den Baubeginn auf März 2009 und die Fertigstellung auf Mai 2012. Die Eröffnung von The Shard fand am 5. Juli 2012 statt, die Aussichtsterrasse ist seit 1. Februar 2013 ebenfalls öffentlich zugänglich, das Hotel soll 2013 eröffnet werden. Ein Besuch will wohlgeplant werden, denn er kostet 25£ und alleine ist man sicher nicht.
Bin gespannt, welche Form das nächste Wahrzeichen von London erhalten wird.... ich hätte da ja ein paar Ideen...


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