Donnerstag, 31. Januar 2013

Erholung im Hyde Park

Ich bin seit 4 Monaten in London und ich habe es erst jetzt in den Hyde Park geschafft. Mein Hirn brauchte am Samstag dringend Auslüftung und mein Körper wollte auch mal wieder aus der Schreibtischposition raus. Da zur Abwechslung die Sonne am Himmel stand, wollte ich einfach nur noch raus.

Zuerst spazierten Benno und ich am Green Park entlang mit festem Ziel Hard Rock Café um ein T-Shirt für einen Fan (Hämpu) abzuholen.

Bevor wir da ankamen, fiel mir ein Haus an dieser stark befahrenen Hauptstrasse auf. Das Haus ist an einer Wand mit vielen Pflanzen bewachsen und wirkt wie ein senkrechter Garten.
Der "Boden" ist aus rezyklierten Kleidern und über 260 verschiedene Pflanzenarten kleben an dieser Wand. Es gibt ungefähr 3000 Sprühdüsen, die das Ganze mit Wasser versorgen und das Beste in meinem Augen, es sieht wirklich schick aus. Nimmt mich ja Wunder wie das Raumklima innen ist, wenn da die ganze Zeit bewässert wird.... aber wirklich erstaunlich.
Ich konnte mich losreissen und wir fanden das Hard Rock Café und den dazugehörigen Shop. Somit war auch Frau König zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Hard Rock Café und dann gleich noch im allerersten überhaupt. Eric Clapton's Gitarre war leider nicht zu sehen, sie schlummert im Safe. Das bestellte T-Shirt haben wir gefunden und unseren Spaziergang zum Hyde Park forgesetzt.
Im Hyde Park fanden wir nicht nur sehr viele Leute sondern auch sehr viel Vogelzeugs. Zum Glück ist der Hyde Park nicht so dicht mit Bäumen verstellt, so dass man wunderbar die Sonne geniessen konnte. Wenn da nur nicht das heftige Lüftchen gewesen wäre...Wir stapften im Eiltempo einmal quer durch den Park und Benno motzte schon beim ersten See, dass er seine Finger nicht mehr spüre. Aber schön war's trotzdem :-) Hier ein paar Impressionen...











Montag, 28. Januar 2013

Whole Foods

Wir haben einen neuen Laden entdeckt und alle Amerikaner werden jetzt lachen... wir sind in Kensington über den grössten Whole Foods in ganz UK gestolpert. Whole Foods (aus Austin, Texas) heisst drei Stöcke voller Essen - das Ganze auf Bio und gesund getrimmt. Kaum zur Tür rein, haben wir diesen Laden sofort geliebt. Zuerst wird man in den Bäckereiecken geschwemmt, wo man vor lauter frischem Brotduft fast nicht ohne schlechtes Gewissen am Bäcker vorbei kommt, wenn man keines der leckeren Brote mitnimmt.

Danach gehts weiter durch eine Gemüseabteilung mit tausend tollen Farben, wo jede Orange einzeln aufgetürmt wurde und das Gemüse zum Kunstwerk arrangiert wurde.
Fasziniert betrachtete ich die Nüssli-, Linsen- und Reisabteilung, wo die Kunden selber die Reiskörner in Säcke abfüllen können und genau die Menge mitnehmen können, die sie wollen. Die haben da Bohnen und Linsen die ich noch nie gesehen habe. Gewürz kann man an einem Tisch auch selber mischen und abfüllen. Benno versucht unterdessen bei der Fischtheke rauszufinden, wie ein "cod" in ganz aussehen würde. (Hab unterdessen rausgefunden, dass das Dorsch ist).

Gemeinsam entdecken wir die Oliven und Antipastiabteilung und bestaunen die Bier und Weinauswahl. Zwischendurch kann man sich immer wieder hinsetzen und es wird gekocht und gebrutzelt. Wer in diesem Laden, der eher einem riesigen Markt gleicht, keinen Hunger bekommt, muss irgendwie kaputte Geschmacksnerven haben.
Und wer müde wird, kann gleich ins angeschlossene Gesundheitszentrum rüberwechseln und sich massieren lassen oder sich zu was auch immer beraten lassen. Ich habe noch nie so viel Biokosmetik in meinem Leben gesehen.
Nach ungefähr einer Stunde kamen wir wieder raus, mit glänzenden Augen, einem Riesenbrezel für Benno und ein Körnlibrot für mich unterm Arm. Zum Glück ist der Laden in Kensington und nicht in der Nähe meiner Wohnung, sonst wär ich garantiert jedes Wochenende dort drin.

Sonntag, 27. Januar 2013

Shad Thames: La Cantina


Auf dem Heimweg vom Büro durchquere ich die Shad Thames Area. Das ist ein Gebiet, wo früher Gewürze und alles mögliche gehandelt wurden und riesige Lagerhäuser an der Themse standen. Unterdessen handelt hier niemand mehr mit Gewürzen, aber die ganze Gegend wurde modernisiert, renoviert und es entstanden viele Wohnungen direkt am Fluss. Mit solch schöner Aussicht, lassen auch Restaurants nicht auf sich warten und da es so was wie eine Promenade am Ufer der Themse hat, haben sich mittelteure bis teurere Restaurants in dieser Gegend gleich neben der Tower Bridge niedergelassen.
Benno und ich haben einen Italiener ausprobiert: La Cantina. Wir wollten fast nicht mehr nach Hause gehen. Selten habe ich so gute Pasta (einer ihrer Klassiker auf der Speisekarte) gegessen. Ich habe mich einfach pudelwohl gefühlt. Vor lauter Geniessen hatte ich fast eine halbe Stunde an meinem Pasta Teller :-). Eventuell liegt es auch daran, dass ich nicht mehr durch eine Swiss Re Kantine verwöhnt werde...

Also falls ihr mal in der Gegend seit.... geht vorbei! Ich komme auch mit.


Samstag, 26. Januar 2013

The Roof Gardens

Nach einem Spaziergang im Hyde Park, der zur  Durchquerung ausartete, hatten Benno und ich nicht genug und wir stöberten die Kensington High Street rauf und runter. Plötzlich erinnerte sich Benno an was und steuerte zielstrebig auf die Nummer 99 zu. Am Empfang mussten wir uns bei einer netten Dame registrieren und dann fuhren wir in den 6. Stock. Dort oben verstecken sich mehrere Bars und eine grosse Dachterasse mit drei Gärten.
Etwas überraschend ist es schon, dass über einem grossen Warenhaus  ein kleines grünes Paradies vor sich hinschlummert. Von unten sieht man gar nichts, da der Garten komplett eingemauert ist um gegen die fiese Londoner Bise geschützt zu sein. Dies tut der Atmosphäre überhaupt keinen Abbruch, im Gegenteil, man ist in komplett anderen Welten. Im einen Eck wähnten wir uns im sonnigen Süden, Benno hat auf türkisch getippt. Offiziell ist es ein Spanischer Garten der Alhambra nachgebaut wurde. Es hat Palmen und Springbrunnen, und man denkt sofort an einen schönen Sommerabend irgendwo auf einer italienischen Piazza, wo man Gläserklirren, Lachen und ein verstimmtes Radio quaken hört. 

Danach kamen wir ums Hauseck und da stehen drei Flamingos vor uns - im kalten Londoner Wetter. Ihr rosa ist schon etwas verblasst, aber es sind echte Flamingos. Erstaunt schauen wir uns um und entdecken einen weiteren Garten. Diesmal ist es ein  English Woodland Garden, wo sich Bäume und Gras abwechseln. Die Flamingos sind überhaupt nicht scheu und man kann sie fast berühren und streicheln.



Am Schluss stolperten wir noch über einen dritten Garten wo so ein komischer verzwirbelter Baum steht. Dies ist wahrscheinlich der Tudor Style Garten. Im Winter sieht er etwas schäbig aus, man kann aber ahnen, dass er im Sommer einen ganz anderen Eindruck macht.
Der ganze Stock und die Gärten können auch gemietet werden und so wie da überall Stühle, Tische und Grills rumstehen, muss schon so manches rauschendes Fest gefeiert worden sein. Die Öffentlichkeit darf reinschnuppern, wenn grad nichts los ist, so wie heute. Ich freu mich aufs Reinschnuppern im Sommer, wenn es dann wirklich mal grünt und blüht.

Sonntag, 20. Januar 2013

Noch mehr Schnee!!!

Es schneit immer noch!
Theoretisch sieht man hier den Shard...




Wasserqualität

Während unserer berufsbedingten Busy Season geht mein Hirn zur Entspannung manchmal komische Wege. Nach einem hektischen Tag letzte Woche, kam ich spät nach Hause und war zu überdreht um gleich schlafen zu gehen. Dank Internet surfe ich dann noch ein wenig rum und schau mir Sendungen auf ARD an. Ich landete auf einer Infosendung, die das Thema Wasserqualität in der EU zeigte. Offenbar verabschiedet die EU gerade eine neue Richtlinie, die der Privatisierung der Wasserversorgung Tür und Tor öffnet. In England ist die Wasserversorgung bereits teilprivatisiert und wurde als Negativbeispiel benutzt. Statistisch gesehen, bringt Privatisierung nur höhere Preise für den Konsumenten und schlechtere Wasserqualität.
Das Wasser aus dem Hahnen hier, schmeckt anders, das ist mir schon aufgefallen, aber ich hab mir nie weitere Gedanken dazu gemacht. Man gewöhnt sich schliesslich dran. Ich weiss lediglich, dass die Infrastruktur veraltet, da viktorianisch ist und es Probleme gibt, dass das Wasser manchmal von Themsenwasser verunreinigt wird, wenn ein Rohr an der falschen Stelle ein Leck hat. Angestachelt durch die Sendung versuchte ich herauszufinden, wie es denn um die Qualität meines Wassers hier zu Hause steht und ich erinnere mich auch an ein grosses Plakat in meiner Nachbarschaft wo irgendwas drauf steht "Thames Water pollutes our children". Thames Water ist mein privater Anbieter.
Verwöhnt durch die Schweiz wo Daten zur Wasserqualität praktisch von jeder Gemeinde veröffentlicht werden, habe ich gedacht ich finde ähnliche Informationen für meinen Wohnort. Aber weit gefehlt. Nach etwas Suchen gelangte ich zum Staatlichen Wasserprüfungsinspektorat wo jedes Jahr ein Wasserbericht veröffentlicht wird. Da werden auf regionaler Basis alle Tests und Ergebnisse veröffentlicht und eine Liste mit den Mitteln die erlaubt sind, um die Wasserqualität zu heben, ist zu finden. Furchterregend was da alles reingschüttet wird. Ich war aber nicht im Stande rauszufinden aus welchem Reservoir mein Wasser kommt und wann es das letzte Mal getestet wurde. In London gibt es öffentliche und private Anbieter und das einzige was auffällig ist, dass die Tests für die öffentlichen Anbieter eine Fehlerrate von 0-1% aufweisen, während die privaten Anbieter bei 7% von Beanstandungen stehen. Nicht wirklich beruhigt schaute ich mir die Resultate für meinen Anbieter and und fand weitere negative Testergebnisse. Ob die nun bei mir anwendbar sind oder nicht, keine Ahnung. Auf der Webseite meines Anbieters, finde ich Testergebnisse nur für meinen Stadtteil, ohne Fehler natürlich. Aber ob das die gleichen Tests sind wie vom Inspektorat, finde ich nicht raus. Und was die Daten genau bedeuten, ist für mich als Chemie-Dubbeli auch nicht so einfach zu durchschauen.
Leicht befremdet von der spärlich und nicht verständlich vorhandenen Information, denke ich über Alternativstrategien nach und Wasser einfach zu kaufen. Doch halt, hier gibt es auch das Problem, dass 70% des in England verkauften Wassers einfach vom Hahnen kommt und in Flaschen abgefüllt wird und verkauft wird. Doof, was jetzt? Nur noch Evian und San Pellegrino trinken? Das ist zwar ökologischer Schwachsinn, aber da steht wenigstens auf jeder Flasche was drin ist....Muss man sich in einer Stadt wie London Gedanken um Wasserqualität machen?

Samstag, 19. Januar 2013

Schnee!!!!!

Am Freitag hat es angefangen zu schneien! Juhu! Und der Schnee blieb liegen. Das erste woran ich gemerkt habe, das etwas anders ist wie normal: mein voller Terminkalender vom Freitag Nachmittag löste sich auf wunderbare Weise in Luft auf. Ein Termin nach dem anderen wurde abgesagt, verschoben und umgebucht. Dem Geheimnis kam ich so langsam auf die Spur nach einem Telefonat mit einem meiner Vorgesetzten, der einen Termin absagte, weil es schneit und er nach Hause müsse. Meine Reaktion war ungläubiges Kopfschütteln und weiterarbeiten. Ich hab mich über die Freitagsmoral gewundert und hab mir gedacht, der war wohl zu lange im Pub gestern Abend...
Später, nach einem Auswärtstermin zurück im Büro war es es merkwürdig, das Büro war fast leer. Normalerweise findet man kaum einen Schreibtisch um zu arbeiten und jetzt wirkte alles so entspannt und gelöst. Natürlich war der Schnee das Gesprächsthema Nummer eins. Erst nachdem ich mehrere Gespräche belauscht hatte, fiel der Groschen. Die Leute fuhren nach Hause, so lange Zug, Bus und Tube funktionierten, da sie Angst hatten, sie kämen später, wenn es mehr Schnee hätte, gar nicht mehr nach Hause.  
Ein Blick auf die Verkehrssituation im Internet bestätigte meine Vermutung. Ein kleines Chaos war ausgebrochen. Züge fuhren nur noch teilweise, es gab zahlreiche Unfälle, da Engländer ja mit Sommerpneus unterwegs sind und die U-Bahn war auch nur noch so halb einsatzfähig. Endlich war es im Grossraumbüro mal etwas ruhig und da ich zu Fuss unterwegs bin, hab ich amüsiert vor mich hingegrinst und die ruhigen Stunden genutzt.
Als ich am Abend vom Büro nach Hause lief, habe ich sogar freiwillig Kappe und Handschuhe montiert. Es schneite wie verrückt und der Wind pfiff so grausam um die Ohren, dass kaum jemand länger als unbedingt nötig draussen verweilte. Keine Missverständnisse, das war kein Schneesturm mit dichten weichen Flocken sondern ein komisch kaltes Geniesel, halb Schnee, halb Regen. Trottoirs werden hier nicht geräumt, verständlich, da anderes Priorität hat. Die Anzugmenschen in ihren profillosen Schuhen und mit den obligaten Stöckelschuhen, schlitterten hilflos in der Gegend rum. Meine Turnschuhe waren nicht mehr optimal. Ich war froh endlich in der warmen Stube zu sitzen und richtete mich auf einen gemütlichen Abend zu Hause ein. Doch oha - plötzlich sass ich im Dunkeln - meine Heizung, da elektrisch, machte auch keinen Wank mehr - Stromausfall! Nach 15 Minuten im Dunkeln, ich habe natürlich weder Taschenlampe  noch Kerzen im Vorrat, war ich leicht beunruhigt und hab mal meinen Kopf in den Gang rausgestreckt um zu sehen ob irgendwer da war. Niemand zu sehen und auch kein Geräusch zu hören... Komisch...
Der Stromausfall schien keine Menschenseele in meinem Haus zu beunruhigen und auch in meinem Nachbarhaus herrschte Dunkelheit. Ein freundlicher Nachbar, der verzweifelt versuchte ins Haus zu gelangen - unsere Eingangstür wird auch elektronisch gesteuert - hab ich reingelassen und er hat mit den Achseln gezuckt, meinte "power -cut" und ist die Treppe hochgestiegen. Ich schloss daraus, dass Stromausfälle nicht ganz ungewöhnlich sind und ging zurück in meine Wohnung und harrte der Dinge. Nach einer Weile war der Spuk vorbei und Licht und Heizung wieder da.

Samstag war immer noch grau in grau. Das Bild oben habe ich um drei Uhr nachmittags aufgenommen, aber es fühlte sich schon wie Abend an. Trotz dem miesen Wetter hatten viele Engländer jetzt Frischluftdrang. Die Kinder wurden nach draussen geschleppt und hier und dort wurden zaghafte Versuche gemacht, Schneemänner zu bauen. Bei knapp 3cm Schnee ein recht hoffnungsloses Unterfangen. Nichts desto Trotz scheinen sich die Leute am Schnee zu freuen.
Ich finde die Stimmung zur Zeit eher düster und dunkel. Die Stadt wirkt so schäbig und mausgrau in diesem Wetter und mit dem Schnee. Man sieht kaum 200m weit. Kein Vergleich mit dem Gefühl, wenn es in den Bergen schneit und am nächsten Morgen die Sonne rauskommt und alles glitzert und der Schnee strahlt. Wenn hier die Sonne überhaupt raus kommt, steht sie tief unten am Horizont und hat fast keine Kraft. Obwohl die Temparaturen selten unter 0 Grad sind, fühlt es sich kalt an und selbst ich ziehe freiwillg zwei Pullover an und hab so Eisklötze als Hände, was für mich eine ganz neue Erfahrung ist. Wohnungen und Büros sind nicht optimal beheizt oder schlecht isoliert. Es gibt Tage da sitze ich mit Mantel im Büro, weil die Innentemparatur irgendwo bei 16 Grad hängt. Die Dunkelheit kommt bereits um vier Uhr nachmittags zurück und tut ihr übriges!
Mmmmh, da hat wohl wer ein bisschen Heimweh...
Ich hoffe der Sommer wird dafür umso heller.

Sonntag, 13. Januar 2013

Happy Burzeltag - Benno


Geburtstagsgrüße gibt’s heut nur von fern
Aber das ganz hochmodern.
Nun schnell zum Nachrichtenkern:
Alles Gute zum Geburtstag, ich vermisse dich und hab dich sehr gern.

Terry Pratchett

Da Wetter, Wind und Temperaturen dieses Wochenende gar nicht überzeugten und meine letzte Arbeitswoche mir den Rest gegeben hatte (die spinnen die Briten), schaffte ich es bis in eine Buchhandlung, zum Einkaufen zum Starbucks und wieder zurück in meine Wohnung, aber nicht viel weiter.  
Bei meiner Suche nach "echten" englischen Autoren, die nicht so schwer verdaulich sind, da meine Hirnkapazität momentan etwas überstrapaziert wird, bin ich wieder einmal über Terry Pratchett (http://de.wikipedia.org/wiki/Terry_Pratchett) gestolpert und hab mir einen seiner Scheibenwelt Romane einverleibt. Abtauchen in seine Fantasiewelt war angesagt. Dieses mal aber in der Originalsprache und das Buch (Men at Arms) war wirklich witzig. Die Scheibenwelt Romane bilden einen eigenen Kosmos mit Hexen, Zauberern, Wachmännern und so weiter und die Scheibenwelt ist eben eine Scheibe, die von vier Elefanten getragen wird, die wiederum auf einer Riesenschildkröte stehen, die durchs Universum paddelt. Wie man auf eine solche Idee kommt? Keine Ahnung. Ich habe irgendwo mal die Geschichte gelesen, dass Terry Pratchett früher als Pressesprecher für Atomkraftwerke gearbeitet hat und er mal gesagt haben soll, dass man angesichts dieses Job sich ja was ausdenken müsse... Erfolgreich mit seinen Geschichten ist er auf jeden Fall und rangiert bei den englischen Autoren gleich hinter J.K. Rowling und ihrem Harry Potter.


Das erste Mal lernte ich Terry Pratchett in der Bibliothek Winterthur kennen, als ich wahllos ein Hörbuch nach Hause schleppte. "Total verhext" hiess das und ist von Katharina Thalbach gesprochen. Ihre Stimme passt zu dieser Hexengeschichte wie der richtige Deckel auf den Topf und es wurde im Nu eines meiner Lieblingshörbücher. Und wer mich kennt, weiss das ich Hörbücher wie eine Schlafpille benütze (und es funktioniert immer), so hab ich es leider auch bei diesem Hörbuch noch nie bis zum Ende geschafft. Benno hat das Ding sicher hundertmal gehört....

Somit hab ich ein ganz faules, unaufgeregtes Wochenende verbracht und hab London mal London sein lassen.





Sonntag, 6. Januar 2013

Regent's Canal

Nach einer halben Woche arbeiten ohne je die Motivation wirklich zu finden, wollte ich eigentlich wieder nach Hause fliegen. Aber Benno ist ja hier und hat für uns am Samstag eine kombinierte Aussicht- und Kanalwanderung geplant. Mein Wunsch nach einem richtigen englischen Frühstück wurde in die Route miteingebaut. Selten hab ich London so entspannt wahrgenommen wie gestern.


Startpunkt war Swiss Cottage. Dort fanden wir unser englisches Frühstück, wobei es Benno nicht lassen konnte, French Toast zu bestellen, was sich als etwas extrem Süsses herausstellte, im Endeffekt warmes Brot mit Ahornsirup. Zum Glück war mein Klassiker sehr grosszügig bemessen.
Nach Kalorien- und Zuckerschock sowie kurzen Orientierungsschwierigkeiten nahmen wir unser nächstes Ziel in Angriff: Primrose Hill. Für alle, die mal gerne London von einer etwas anderen Seite sehen möchten, ist der Aussichtspunkt sehr zu empfehlen. Wir watschelten zwischen Jogger (man kann dern Hügel auch rückwärts hoch joggen), Franzosen und englischen Familien das Hügelchen hoch. Gewisse Jogger hatten Atemschwierigkeiten und eine bedenkliche dunkelrote Gesichtsfarbe. Auch Langläufer auf Rollen haben wir angetroffen. Primrose Hill ist ein Park der nicht getrimmt daher kommt, sondern einfach eine Wiese mit ein paar Bäumen zur Verfügung stellt. Er wird rege benützt von Fussballspielern, Hündelern und Familien, die ihre Kinder einfach mal laufen lassen. Sehr sympathisch, matschig und entspannt.






Da das Wetter nicht berauschend war, hielten wir uns in Bewegung und wanderten runter zum Regent's Canal, der am London Zoo vorbeifliesst und folgtem diesem. Man taucht ein in eine etwas verwunschene Welt mit Hausbooten, Trauerweiden, kleinen versteckten Ecken und hypermodernen Wohnungsbauten.



Eins der Hausboote begleitete uns den ganzen Tag. Wegen zahlreicher Schleusen, dunklen Tunnels, engen Passagen sind die Boote genauso schnell wie Fussgänger. Manchmal war das Boot hinter uns, manchmal neben uns, manchmal vor uns. An Schleusen spurtete der eine Bootsführer voraus um die Schleuse zu öffnen und mit dem richtigen Werkzeug kann man die Schleusen sogar selber bedienen.
Unsere Begleitung auf dem Kanal






Nach einer Stunde kamen wir bei Camden Town raus, dort wo ganzjährig der kunterbunte Markt mit schrägen T-Shirts, Kitsch und Klimbim zu Hause ist. Die nicht ganz durchschnittlichen Gestalten auf diesem Markt sind wohl die Hauptattraktion. Gothic People, so schwarz und düster wie nur etwas, aber auch kreative Punks mit rosafarbenen oder türkisgrünen Haaren gehören dazu.

Camden Town


Nach einer Stärkung mit frisch gepressten Orangensaft und etwas "Gwundern" durch den Markt zog es uns zum Kanal zurück und wir setzten unseren Weg fort Richtung King's Cross. Man geht unter niedrigen Brücken durch, an stillgelegten Fabriken vorbei und so mancher hat sein kleines Paradies in einem vergessenen Eckchen geschafft. Richtung Islington gelangt man an einen längeren Tunnel, der nicht für Fussgänger gedacht ist. Der Weg führt uns weg vom Kanal und weiter über den Hügel des Tunnels, einen guten halben Kilometer querfeldein. Die Markierungen des Pfades sind aber so gut und intelligent gemacht, dass man ihnen mühelos durch ein dichtes Wohnquartier folgen kann und das andere Ende des Tunnels und den Kanalweg wiederfindet. Am Schluss landeten wir in ganz neuen Wohnquartieren. Baulöwen haben offenbar den Charme des Kanals entdeckt und fangen an, ihn zu zu pflastern. Irgendwann wurde es kalt und ich ziemlich müde. So sind wir dann aus dem Kanal ausgestiegen und mit dem Bus nach Hause gegondelt, natürlich nicht ohne in einem Pub vorbeizuschauen und uns am Kohlefeuer aufzuwärmen.


Dienstag, 1. Januar 2013

Happy New Year

Unter Protest wurde ich gestern wieder ins Flugzeug verfrachtet (mir stinkt's, dass ich schon am 2. wieder arbeiten muss) und wir flogen nach London Heathrow. Nach 3 Schleifen und stockdichter Wolkendecke, liessen sie uns auch landen und wir hechteten in die Piccadilly Line Richtung Stadt. Wir hatten wunderbar Platz, bis 2 Stationen bevor wir mit unseren Koffern umsteigen sollten. Da kam eine Menschenmasse auf uns zugewalzt und die Tube war zum Bersten voll. An der Green Park Station kämpften wir uns zu unseren Koffern und mit grossem "Excuse me" und "Sorry", rammten wir die Leute aus dem Weg, damit wir noch aussteigen konnten. Man waren wir froh, als wir endlich bei mir zu Hause auf dem Sofa ankamen.

Aber es war ja Silvester Nacht und da bleiben wir nicht zu Hause. Der Lieblingssatz der Engländer war an diesem Abend "I am listed". Das heisst, dass sie bei irgendeinem Club, Pub oder Restaurant auf der Einladungsliste standen und somit auch reinkamen. Das musste man immer und überall der ganzen Welt mitteilen. Wir waren natürlich nirgends gelistet, fanden aber ein schnuckeliges chinesisches Restaurant wo wir uns ein grosses Menu gönnten. Wir schwelgten in Frühlingsrollen, chinesischen gefüllten Omeletten mit Entenfleisch und verschiedenen anderen Gerichten und wurden nach gut chinesischer Manier nach dem letzten Bissen und nicht zu vergessen  dem Bezahlen der Rechnung fast zum Restaurant rausgeworfen. :-)
In einem nahe gelegenen Pub ohne Liste, trafen wir Anja und Simone, die eine Shoppingtour in London machen und mit uns einen Cider tranken. Gegen elf rannten wir über die London Bridge und auf der Nordseite Richtung St. Paul's, um einen Blick auf das Feuerwerk zu erhaschen. Wir blieben auf der Millenium Bridge stehen und hofften, dass wir von dort ein bisschen was sehen würden, auch wenn wir etwas ums Eck schauen müssten. Das Getöse das vom Big Ben und London Eye herüberdonnerte, war unglaublich. Es tönte nach Fussballstadion und riesigen Menschenmassen. Die ersten 3 Minuten sahen wir das Feuerwerk, danach wurden die Rauchschwaden so dicht und wir standen natürlich genau in der Windrichtung, dass man nicht einmal das Ende der Brücke sehen konnte.


Trotzdem war es ein feucht fröhliches Happy New Year und zu Hause mussten wir natürlich in guter Schweizer Manier "Dinner for one" gucken... "The same procedure as every year... " ;-)

"A guats Neus und viel Glück im 2013!"