Montag, 5. November 2012

Velo in London

Seit ich das letzte Mal 2007 für laengere Zeit in London war, hat sich viel verändert.  Neue markante Glaspaläste sind hoch gezogen worden,  die Strassen sind markant sauberer geworden und etwas ist ganz neu. Es gibt plötzlich Velos in London. Einerseits kann man sich fast überall eines der Boris Bikes ausleihen, andererseits sind auch viele Einheimische umgestiegen. So sieht man jeden Morgen nicht nur tausende Fussgänger zur Arbeit eilen, das übliche Verkehrschaos mit den roten Bussen, schwarzen Taxis und viel zu vielen Autos, sondern jetzt auch mittendrin und überall Velos. Es gibt die top Ausgerüsteten, mit neuster Velomode und Signalweste versorgten Fahrer, die an jeder Ampel zuvorderst stehen und sobald es grün wird, mit voller Kraft in die Pedale treten und es gibt die durchschnittlichen Pedaltreter, die irgendwie auf dem Velo sitzen und versuchen sich durchzukämpfen. Trotz zahlreicher Velo- und Schleichwegen abseits der grossen Verkehrsachsen, ganz ungefährlich scheint die Sache nicht. Autofahrer fluchen regelmässig über die sich nicht an die Verkehrsregeln haltenden Velofahrenden, die nun zusätzlich zu Fussgängern das Verkehrsleben erschweren. Die meisten haben zumindest Velohelme an, doch ihr Fahrstil ist je nach „Migrationshintergrund“ abenteuerlich. 
Als ich vor ein paar Wochen auf Wohnungssuche in Canada Wharf mit dem Auto unterwegs war, kamen wir durch einen Tunnel zurück in die Stadt und mitten im Tunnel gingen sämtliche Warnlichter des Tunnels an und über Lautsprecher kam die Mitteilung, dass Velofahren im Tunnel nicht gestattet ist. Wenig vor uns sahen wir einen Inder verzweifelt in seine Pedale treten... der gute Mann hatte sich wohl ein wenig verirrt und ist in den Autotunnel geraten und ist natürlich prompt von den Überwachungskameras erfasst worden. Der hat wohl selten so geschwitzt.
Aber auch sonst sind sie überall und unbeirrt von Wind und Regenwetter schlängeln sie sich kreuz und quer durch den Verkehr. Selbst vor Fussgängerzonen machen sie keinen Halt und drängeln sich durch Touristen und andere im Wege Stehenden. Wobei Veloklau auch ein Thema scheint. Da werden Velos mit allen möglichen riesigen Stahlschlösser an ganze Bäume gekettet und Rahmen, Vorderrad und Hinterrad einzeln angeschlossen. Die wenigen Velostationen wo man Velos legal abstellen kann, sind selten und immer überfüllt. Man sieht wie Fahrräder auf Balkonen gelagert werden, in Büros neben Arbeitstischen stehen und dennoch gibt es immer wieder so zerrupfte Versionen am Baum, wo praktisch nur noch ein verrosteter Rahmen baumelt.
Schneller als der durchschnittliche Verkehr ist man wohl allemal und mehr oder weniger flach ist es ja auch, aber das Risiko jeden Tag von aggressiven Autofahrern überfahren und  von Fussgängern komplett ignoriert zu werden, wäre mir zu hoch. Ich versuche es im Frühling dann mal mit einem Boris Bike für einen Ausflug ins Grüne, aber vorher kaufe ich mir einen Velohelm!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen